Video, 5:30 min, 2022
In ihrer neuen, eigens für den kunstkasten entstandenen Arbeit Spell thematisiert Alexandra Navratil Verhältnisse von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Dabei überlagern sich globalgesellschaftliche, ökologische Fragestellungen mit persönlichen Erfahrungen. Gezeichnete Blätter von klimaresistenten Bäumen (Feldahorn, Ulme, Douglasie, Japanischer Schnurbaum, Amerikanischer Amberbaum, Purpur Erle, Japanische Zelkove, Lederhülsenbaum, etc) beginnen sich über die neurochirurgische Schmerzzeichnung der Künstlerin zu verteilen. Es scheint, als würde der gezeichnete Blätterwald das Schmerzdiagramm zuwachsen und inexistent machen.In der Arbeit Spell geht es um Objektivierung und Distanzierung, sowohl im aktuellen und zukünftigen Umgang mit der Natur wie auch im Umgang mit dem Schmerz am eigenen Körper. Der Begriff der Objektivierung ist dabei als eine Art Abstraktion zu verstehen. Der Körper auf dem Schmerzdiagramm ist genderless, schematisch und standardisiert. Durch das Einzeichnen der nur sehr schwer fassbaren Schmerzen beginnt man sich von seinem eigenen Körper zu distanzieren, zu abstrahieren und sich selbst zum Objekt zu machen. Dasselbe machen viele Menschen mit der Natur, den Tieren und den Pflanzen – sie sehen sich nicht als Teil davon sondern als etwas Unabhängiges.Das Überwachsen der Schmerzen durch die Blätter impliziert auch Hoffnung – nicht durch überdecken und vergessen, sondern durch neubewachsen und durchdenken. Die gezeichneten Blätter verweisen auf aktuelle Diskussionen bezüglich Klimawandel und urbane Baumarten. Navratils Arbeit passt insbesondere auch deswegen sehr gut in den kunstkasten und seine Umgebung, weil es genau solche städtischen Orte sind, die überdenkt werden müssen – Stadtbäumen der Zukunft für ein besseres Morgen.